… und täglich entspannt das Murmeltier
Seit Kurzem hat die Sonnenburg eine eigene Murmeltierhöhle: Im neuen Wellnessbereich ziert ein kunstvoll gezeichnetes Murmeltier eine ganze Wand. Doch wie ist das Tierchen eigentlich in den Wellnessbereich gekommen? Was tut es dort? Und wie runden Lyrik und Gedichte das murmelige Wohlgefühl ab? Hotelbesitzerin Waltraud Hoch und Künstlerin Tine Baltscheid sinnen im Interview über Wohlbefinden, (tierisches) Design, Literatur – und die gemütliche Kunst des Hygge.
Waltraud, wie kam es überhaupt zu der Idee mit dem Murmeltier im Wellnessbereich?
Waltraud Hoch:
„Gute Frage. Lass mich ein wenig weiter ausholen:
Als Ferienhotel in den österreichischen Alpen soll unser Interieur authentisch sein, international – und gleichzeitig regional verankert. Da kommt man schnell in Versuchung, dem Trend des „Alpine Lifestyle“ zu folgen. Doch das ist einfach nicht unser Ding.
Wir haben beim Umbau 2016 alle Zimmer im Stammhaus Sonnenburg neu designt. Dafür haben wir mit einer Textildesignerin extra eine Tapete kreiert, bei der die Oberlecher Blütenpracht ins Zentrum rückt.
Während wir 2018 den Pool-Bereich umgebaut haben, haben wir dort die regionale Wasserwelt in Form von gestickten Fischen, Fröschen und Lurchen in Szene gesetzt.
Als nun der neue Wellnessbereich anstand, war mir klar: Da gehört wieder etwas Besonderes, Witziges, Überraschendes rein.
Im März 2022 durfte ich Tine Baltscheit kennenlernen. Als ich im persönlichen Gespräch herausfand, dass Tine große Gemälde für besondere Räume gestaltet, war ich ganz begeistert und habe sie auf den Wellnessbereich angesprochen.
Dass es ein Murmeltier werden sollte, war mir sofort klar. Unser Wellnessbereich liegt völlig unterirdisch. Und genau so leben ja auch die Murmeltiere hier in den Bergen – in hoffentlich ähnlich gemütlichen Höhlen. Das war die Geburtsstunde des Murmeltiers.“
Tine, was machst Du beruflich?
Tine Baltscheit:
„Ursprünglich bin ich Restauratorin für Gemälde und gefasste Holzskulpturen.
Ich habe das in Köln studiert, danach allerdings kaum in dem Beruf gearbeitet, weil mein Mann Martin und ich unsere Familie gegründet haben.
Restauratorin ist ein Beruf, der viel Zeit in der Werkstatt bindet und Verlässlichkeit für die Kunden braucht. Das konnte ich mit Baby-Zwillingen nicht leisten.
Um weiter kreativ zu arbeiten, habe ich dann zusammen mit meinem Mann ab und zu ein Kinderbuch gemacht – so , wie es unser Familienzeitplan eben zugelassen hat.
In dieser Zeit war ich Illustratorin.
Parallel dazu habe ich in dieser Zeit eigene Bilder gezeichnet und gemalt. Dabei haben sich meine Bildideen immer mehr um Tiere gedreht.
Seit etwa 3 Jahren habe ich wieder mehr Zeit für meine berufliche Tätigkeit. Also haben Martin und ich gemeinsam die Idee entwickelt, meine Tierbilder auf Wände zu bringen. So ist das Label Animal Companion entstanden.
Jetzt bin ich also Malerin.”
Und was hast Du mit der Sonnenburg zu tun?
Tine Baltscheit:
„Der Kontakt zur Sonnenburg kam über meinen Mann zustande, der Kinderbuch-Autor ist. Waltraud hat eine große Liebe zu Büchern und Kindern – und kontaktierte Martin für eine Lesung in der Sonnenburg.
Als Familie haben wir die Gelegenheit genutzt, Martin zu begleiten, und so eine Woche in der Sonnenburg verbracht. Im Gespräch haben Waltraud und Philipp dann von meiner Tätigkeit und Animal Companion erfahren.
Kurze Zeit später kam dann die Anfrage, eine Wand im neuen Wellnessbereich zu gestalten.“
Beschreibt doch mal den Prozess von der Idee bis das Murmeltier dann tatsächlich an der Wand war.
Tine Baltscheit:
„Zu Beginn eines Auftrages geht es für mich natürlich darum, die Grundidee des Kunden zu verstehen.
Dass es ein Murmeltier werden soll, stand schon von Anfang an fest. Da die Räume aber noch nicht da waren, haben wir zunächst gemeinsam mit Waltraud die Pläne angesehen. Anhand der Pläne haben wir überlegt, welche Wand sich überhaupt eignen könnte.
Ich habe dann begonnen Skizzen zu zeichnen und drei Vorschläge gemacht. Waltraud hat sich für das Hot Stone-Murmeltier entscheiden. Wegen seiner Größe und des Querformats wussten wir eindeutig, auf welche Wand das Bild kommen wird.
Anschließend habe ich das Murmeltier auf eine Holztafel gemalt. Diese wurde gescannt und ich habe das Bild ab da digital bearbeitet. Das ist notwendig, damit in einem so großen Format auch die Details schön zur Geltung kommen.
Im Prozess haben Waltraud und ich die Farbigkeit und kleine Änderungen abgesprochen und eingearbeitet. Dabei habe ich anhand von Farbproben geschaut, dass die Brauntöne auch mit der Wandfarbe im restlichen Wellnessbereich harmonieren.
Abschließend habe ich anhand der Pläne eingeplant, wo das Murmeltier genau auf der Wand platziert wird. Nun ist sein Kopf im Spiegel vor den Toiletten zu sehen.
Dann ging das Bild in den Druck, und das Murmeltier reiste von Düsseldorf direkt nach Oberlech.“
Waltraud Hoch:
„In Gesprächen mit Tine war bald klar, dass es das Murmeltier bei uns ganz besonders fein haben sollte: Es bekommt nämlich gerade ein Hot Stone-Massage und lässt sich dabei die letzten Sonnenstrahlen auf den Pelz knallen.
Mich begeistert, wie es Tine gelingt, diesen genießerischen Gesichtsausdruck auf ein Tier zu zaubern, ohne dass das Tierchen allzu vermenschlicht wird.
Gemeinsam haben wir über die Braun- und Grautöne des Fells philosophiert und dem Murmeltier so manche Waschbär-Kreuzung ausgetrieben. Das war immer freudvoll und lustig!
Am Anfang wollten wir das Murmeltier noch von Tine von Hand an die Wand pinseln lassen. Das wäre natürlich die Königsklasse gewesen.
Doch wie bei jeder Baustelle, war auch die Gestaltung des Wellnessbereichs ein Wettlauf mit der Zeit. Schon bald war klar, dass Tine nicht hier vor Ort zwei Wochen in Ruhe würde malen können.
Zumal die Wand noch nicht fertig, der Boden nicht verlegt und auch sonst nichts parat war für ihre künstlerische Arbeit.
Dass wir uns dann auf einen Tapetendruck einigen konnten, war somit die beste Lösung.“
Waltraud, wie passt das Murmeltier zum restlichen Design des Wellnessbereichs?
Waltraud Hoch:
„Seit 2016 arbeiten wir in der Sonnenburg mit Gerald Schriebl als Innenarchitekten zusammen. Er macht großartige Arbeit und es ist für mich immer eine große Freude, mit ihm Räume zu gestalten.
Gerald führt den roten Design-Faden durch alle neu gestalteten Bereiche des Hauses und wählt mit sicherer Hand die richtigen Farben und Materialien aus. Die Farbgebung im Wellnessbereich ist ungewöhnlich, besonders gemütlich und harmonisch.“
Das Murmeltier kuschelt sich da wunderbar hinein und passt – wie ich finde – perfekt in das ansonsten elegante Ambiente.
Waltraud Hoch
Was bedeutet das Murmeltier für jede von euch? Was verbindet ihr mit diesem Tier? Wo seht ihr den Bezug zur Sonnenburg, zum Wellness?
Waltraud Hoch:
„Direkt vor der Sonnenburg startet die Petersbodenbahn. Fährt man im Sommer damit los, begegnet man schnell den ersten Murmeltieren: Sie stehen vor den Höhlen-Eingängen, wachen über die Umgebung und pfeifen laut, wenn ein Vogel, ein Hund oder ein Wanderer zu nahe kommt.
Dann wuselt es auf einmal am Berg. Und alle Murmeltiere, die mit Fressen oder Sonne-genießen beschäftigt waren, huschen in ihre Höhle. Immer wieder ein Spektakel.
Unser gemaltes Wellness-Murmeltier ist nicht das aufgeregte Wächter-Murmeltier. Sondern der entspannte Sonnenanbeter, der die Arbeit den anderen überlässt. Recht hat es. Denn jetzt ist Urlaub – und irgendwann ist dann auch es wieder mit Wachen und Pfeifen dran.
Genau so darf es auch unseren Gästen gehen. Die sich im Wellnessbereich hoffentlich für ein paar Stunden um nichts anderes kümmern brauchen als ihr eigenes Wohlergehen.“
Tine Baltscheit
„Ich hatte ehrlich gesagt vor diesem Projekt nicht viele Berührungspunkte mit Murmeltieren. Bei uns im Rheinland gibt es keine. Ein echtes freies Murmeltier habe ich jedoch noch nie gesehen.
Sollte es sich ergeben, dass ich im Sommer mal in den Bergen bin, werde ich aber auf jeden Fall eine Murmeltier-Wanderung machen.
Natürlich habe ich mich für dieses Projekt darüber belesen. Murmeltiere machen auf mich den Eindruck, eher gemütliche Wesen zu sein. Sie sehen mit ihrem Fell und dem Winterspeck eher moppelig aus, weich und warm.
Das passt für mich sehr gut zum Wellessbereich. Saunieren, sich einwickeln, zur Ruhe kommen. Für mich geht das gut zusammen mit der Idee des Winterschlafs: Den ungemütlichen Teil des Jahres verschlafen. Und vorher so viel essen, dass man dafür nicht wach werden braucht.
Dieses entspannte Murmeltier-Gefühl passt zum Besuch in einer Wellnessoase: Wir lassen den ungemütlichen Alltag draußen und verwöhnen uns.“
Ab und zu ein Murmeltier sein, dass tut einfach gut, und am besten geht das in der Sonnenburg.
Tine Baltscheit
Waltraud, im Wellnessbereich finden Gäste eine Lyrik-Bibliothek. Wie kamst Du darauf? Und wie passen für Dich Entspannung, Gedichte (und das Murmeltier) zusammen?
Waltraud Hoch:
„In der ganzen Sonnenburg sind Bücher und Literatur ein ständiger Begleiter: Ob in der Kinderwelt, in den Bücherkisten auf jedem Zimmer, in unserer Schwimmbad-Bibliothek und unseren anderen Bibliotheken. Natürlich auch in unserem Literatur-Restaurant „Textur“.
Das Versinken in Büchern macht einen guten Teil eines gelungenen Urlaubs aus, finde ich. Als Literaturhotel geht es uns an jeder Stelle darum, unseren Gästen dieses Erlebnis zu schenken.
Im Wellnessbereich möchte man Entspannen. Also keine langen Texte oder anspruchsvolle Romane mitschleppen. Stattdessen einmal die Erinnerung an eine Ballade aus der Jugend auffrischen. Vielleicht ein Gedicht lesen und beim Nachschwelgen kurz Einschlummern. Oder einen in Poesie gepackten Gedanken verfolgen.
All das soll unser Lyrik-Angebot im Wellnessbereich ermöglichen.
Und das macht unseren Gästen ganz viel Freude, so höre ich. Lyrik findet in unserem Alltag oft zu wenig Platz. Und der Urlaub ist ein wunderbarer Zeitpunkt, um die Schönheit der Sprache (wieder) zu entdecken, zu philosophieren und seinen Gedanken mehr Raum zu schenken.“
aus der Sonnenburg
Im Hotel Sonnenburg in Lech am Arlberg können Sie sich auf viele unterhaltsame Programmpunkte und Events während Ihrem Urlaub freuen. Für Familien finden hier fast täglich tolle Highlights statt.
